Worin unterscheidet sich Coaching und Supervision?

Bei Supervision und Coaching handelt es sich um berufsbezogene Beratungsformen mit manchen Überschneidungen aber auch deutlichen Unterschieden.

Herkunft & Kontext

Supervision ist als eigenständiges Beratungsformat zu Beginn des letzten Jahrhunderts im Bereich der Sozialarbeit entstanden. Als "Lehr-" und "Kontrollanalyse/-therapie" wurde sie in den 20er Jahren zunächst in der Psychoanalyse, später auch in allen anderen therapeutischen Verfahren etabliert. Heute wird sie darüber hinaus vor allem im sozialen Dienstleistungs-, Kultur- und Bildungsbereich und z.B. auch in der öffentlichen Verwaltung angeboten.

Coaching wurde in den USA in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts aus dem Bereich des Sports in den des mittleren Managements übernommen und in Deutschland dann zunächst im Topmanagement angewendet. Heute wird es in Firmen unterschiedlicher Branchen, in Verwaltungssystemen und zunehmend auch im sozialen Dienstleistungsbereich praktiziert.
Zudem gibt es ein immer breiteres Spektrum von differenzierten Coachingangeboten, die auf bestimmte Bedürfnisse und Situationen abgestimmt sind (Karriere-, Entscheidungs-, Gesundheitscoaching etc.).

Ziele, Zielgruppen, verwendetes Wissen

Beim Coaching geht es vorwiegend um Managementaufgaben von Führungskräften, um "Veränderung von oben"; bei Supervision um die Reflexion und Verbesserung professioneller Beziehungen "an der Basis", um "Veränderung von unten".

Dementsprechend wird z.T. auf gleiche (z.B. Arbeitspsychologie, -medizin, -soziologie), z.T. auch auf unterschiedliche Wissensbestände zurückgegriffen. Beim Coaching können z.B. Kenntnisse aus Organisationspsychologie und Managementtheorien eine stärkere Rolle spielen, bei der Supervision neben therapeutischen Theorien z.B. Erkenntnisse aus Kommunikations-, Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie.

In der Supervision werden in letzter Zeit allerdings zunehmend auch Fragen der Organisation berücksichtigt und im Coaching wird nach dem Motto "Führung ist Kommunikation" auch auf Kommunikations- und Interaktionsprozesse größerer Wert gelegt.

Das zeigt, dass beide Beratungsformate sich dynamisch weiter entwickeln und dass es bei den Unterschieden zwischen den beiden Formaten nicht um ein exklusives "Entweder-oder", sondern eher um eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung geht.

Ich sehe beide Formate in einem Kontinuum, an dessen einem Ende Werte wie "Führung/ Effektivität/ Wirtschaftlichkeit" stehen und an dessen anderem Ende Werte wie "Persönlichkeitsentwicklung/ Arbeits-/ Lebenszufriedenheit".

Innerhalb dieses Kontinuums bestimme ich zusammen mit meinen Supervisions- und Coaching-Kunden jeweils den Bereich, der dem Ziel und der Dauer des jeweiligen Auftrags am besten entspricht.


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